Hans Fiedeldeij: Von Irland nach Schottland 

Da ich 2012 die Beltquerung (die Meeresenge zwischen Fehmarn und Loland in Dänemark) und 2013 das Ijsselmeer durchschwommen bin, reizte es mich, mich an eine der ganz grossen Schwimmstrecken heranzuwagen. Die Strecke von Irland nach Schottland ist ein solches Wagnis! Ermuntert durch meine Erfahrungen mit Kälte und langen Schwimmstrecken, warf ich mich frohen Mutes in die Fluten.

Sehr gut betreut durch unseren Trainer und gestärkt durch die Teamerfahrung, wurde die Vorbereitung eine tolle Zeit. Diese ist ebenso wichtig, wie am Tag X alles abrufen zu können, um eine solche Herausforderung zu meistern.

Ich sprang aus dem Begleitboot ins Wasser und schwamm zu einem Felsen, der den Start ab Irland symbolisiert. Dann ging's los, dem Boot folgend Richtung Schottland. Vieles passierte wie im Traum, Delphine,  Quallen (gar nicht traumhafte Schmerzen, die mich immer wieder zusammenzucken liessen), wunderbare Lichtblicke in die scheinbar endlose Tiefe des Meeres, Gedanken und Gefühle, zeitweise wie in Trance schwebte ich durch das "Irish Sea". Dann aber, nach etwa 3 Stunden, sank die Temperatur nochmals sehr stark. Mein Stil veränderte sich sukzessiv, von fliessend und leicht, hin zu steif, ja mein Körper fühlte sich an wie ein Brett und liess sich nicht mehr geschmeidig formen. Plötzlich geschah es dann, ein abrupter Abbruch durch eine Muskelzerrung in der grossen Rückenmuskulatur.

Es war unwiderruflich, das wusste ich in Sekundenschnelle. Bei Temperaturen unter 14 Grad ist man den Bedingungen sehr stark ausgeliefert und muss sich fügen können,  sonst kann es ein Risiko für Leib und Leben werden.  Nach ca. 5 Stunden war mein Traum ausgeträumt, immerhin konnte ich die Felsen Schottlands schon ganz gut erkennen und hatte die Hälfte zurückgelegt.

Die Statistik sagt, dass bloss jeder 7. Überquerungsversuch ein erfolgreicher Versuch ist und bestätigt damit, dass diese Schwimmstrecke der Olymp des Freiwasserschwimmens  ist. Ich will die Erfahrung nicht missen und wer weiss...vielleicht gibt es ja nochmals die Gelegenheit.

Wie gesagt, die Vorbereitung mit all meinen " kleineren Überquerungen" z.B. Chiemsee, Starnbergersee, Ammersee, Oeschinensee , und die langen Stunden im Schwimmbecken Worb oder Stettlen,  gehören ganz wesentlich dazu und machen den Schwimmsport für mich aus. Dazu noch einen tollen Trainer und ebensolches Team und der " Einsame Schwimmsport " hat eine wichtige soziale Komponente gewonnen.

Hans Fiedeldeij

 


 

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